Die Pest gehört als Thema zum Grundstock von Mittelaltererzählungen. Sie scheint exotisch und weit weg zu sein. Zugleich ist sie offensichtlich ein stabiles Element unserer kollektiven Erinnerung. Das hat mit dem grossen Verlust an Menschenleben zu tun, dem mittelalterliche Gesellschaften hilflos zusehen mussten, sowie mit der erleichternden Tatsache, dass die moderne Medizin Pesterkrankungen erfolgreich behandeln kann. Die Corona-Pandemie aktualisierte diese Erzählungen, die Strategien und zum Teil auch das Vokabular (Beispiel: «Quarantäne»). Deshalb ist das Thema Pest ein relevantes Thema für den NMG-Unterricht.
Die Pest war eine ansteckende Krankheit, die gleichzeitig eine gesellschaftliche Krise auslöste. Christliche Baslerinnen und Basler verbrannten am 16. Januar 1349 ihre jüdischen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner auf einer kleinen Insel im Rhein. Man geht davon aus, dass etwa 50 bis 70 Menschen ermordet wurden. Die Kinder blieben verschont. Sie wurden an Klöster und christliche Familien weggegeben.
Weil dieses Thema einerseits nicht unter den Teppich gekehrt werden darf und andererseits schwierig zu vermitteln ist, sind für diese Unterrichtseinheit zwei didaktische Formen ausgearbeitet, die Schülerinnen und Schüler dieser Altersgruppe nicht überwältigen, ihnen aber ermöglichen, das historische Unrecht zu erfassen und einzuordnen.
Das Thema soll multiperspektivisch betrachtet werden, darf aber niemanden in die Lage versetzen, sich als «Täterin oder Täter» oder als «Opfer» mit Gewalt identifizieren zu müssen, wie das vielleicht in einem Theaterspiel der Fall wäre.
Es sind zwei mögliche Unterrichtsszenarien skizziert.
Fishbowl und Comic erlauben den Schülerinnen und Schülern, mit Distanz auf die Ereignisse zu blicken. Als Autorinnen und Autoren eines Comics können sie eine fiktive Figur
einführen, die in den Verlauf der Geschichte eingreift.